Tagungsbericht

Tagungsbericht

10. digitale Sozialkonferenz der AWO – Tagungsbericht

Die gleichstellungspolitische Schieflage in unserer Gesellschaft tritt in der Pandemie überdeutlich und verschärft zutage. Die Situation von Frauen* wurde jedoch vor allem zu Beginn der Krise und beim Schnüren der Hilfspakete politisch kaum adressiert. Der AWO Bundesverband hat daher 2020 kurzentschlossen eine digitale 10. Sozialkonferenz mit dem Titel „Irrelevant trotz Systemrelevanz?! Frauen- und Gleichstellungspolitik in der Krise“ durchgeführt.

Über 150 ehren- und hauptamtliche Delegierte aus den Gliederungen haben am 08.12.2020 den Stand der Gleichstellung und die bereits eingetretenen und noch zu erwartenden Folgen der Corona-Krise auf Frauen*- und Gleichstellungspolitik in den Blick genommen.

Zum Einstieg zeigte Prof. Jutta Allmendinger auf, dass die von ihr befürchtete „Retraditionalisierung der Geschlechter“ in vollem Gange sei. Ökonomische Einbußen durch Kurzarbeit und Stundenreduktion, ein Verlust an beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten durch vermehrtes Home Office und ein Anstieg psychischer Belastung durch den hohen „Mental Load“ bei Frauen* waren nur einige ihrer Stichworte. In sechs parallelen Workshops vertieften die Delegierten anschließend die Themen Gewaltschutz, sexuelle und reproduktive Rechte, Care-Arbeit, innerverbandliche Gleichstellung, Gender Pay Gap sowie die Aufwertung systemrelevanter Berufe. Die thematische Breite innerhalb der AWO sowie die Vielzahl an Handlungsmöglichkeiten hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit wurden deutlich. Die abschließende Podiumsdiskussion war eine Staffelstabsübergabe der alten an die neue ehren- und hauptamtliche Führungsriege in der AWO. In dem Austausch zwischen Christiane Reckmann, Wolfgang Stadler, Britta Altenkamp und Jens Schubert als Vertreter*innen von Präsidium und Bundesvorstand wurde klar, dass die AWO gut aufgestellt ist, um sich laut und kämpferisch dafür einzusetzen, dass Frauen- und Gleichstellungspolitik systemrelevant ist und bleibt.

 

Positionspapier „Geschlechtergerechtigkeit als AWO-Grundwert“ verabschiedet

In einem intensiven Arbeitsprozess haben sich die Kommission Geschlechtergerechtigkeit in der AWO und der Arbeitskreis Frauen und Gleichstellung der Klärung zentraler programmatischer Begrifflichkeiten wie Geschlechtergerechtigkeit und sexuelle und geschlechtliche Vielfalt angenommen. Dabei haben sie unter Einbezug des neuen Grundsatzprogramms die Werte der AWO im Hinblick auf Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit ausbuchstabiert. Die Forderungen an den eigenen Verband und die Gesellschaft wurden konkretisiert. Ergebnis ist das Positionspapier „Geschlechtergerechtigkeit als AWO-Grundwert“, das am 18.09.2020 vom Präsidium verabschiedet wurde. Es stellt in einer Linie mit der „Hamburger Erklärung“ und dem 1. Gleichstellungsbericht der AWO heraus, dass die AWO für ein offenes und vielfaltsbewusstes Verständnis von Geschlecht steht. Gleichwohl setzt sie aufgrund der andauernden Diskriminierung von Frauen* weiterhin zentral frauen*politische Schwerpunkte. Das Positionspapier soll der AWO, ihren Mitgliedern, Freiwilligen und Beschäftigten als Standortbestimmung und Zukunftsvision dienen.

Für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt in der AWO – Das ESF-Projekt „Vielfaltsbewusst in Führung“ (ViF) nimmt Fahrt auf

Das ViF-Gleichstellungsprojekt ist im Juli 2019 mit dreijähriger Laufzeit beim AWO Bundesverband gestartet. Es wird in enger Kooperation mit den beiden Modellstandorten Schwaben und Westliches Westfalen durchgeführt. Ziel ist die Entwicklung und Implementierung AWO-spezifischer Konzepte von Diversity Management (DiM). Im Jahr 2020 haben das Projektteam und externe Expert*innen in 20 Veranstaltungen über 300 Fach- und insbesondere Führungskräfte erreicht. Auf der Grundlage der AWO-Werte wurden die Ziele und Inhalte von DiM arbeitsfeldübergreifend thematisiert, die Bedarfe der Mitarbeiter*innen aufgenommen und Multiplikator*innen gewonnen. Das Projektteam hat Diversity-Checks durchgeführt und an beiden Standorten eine Arbeitsgruppe „Vielfaltsbewusst in Führung“ installiert. Mit den Ergebnissen der Bestandsaufnahme hat diese sowohl Barrieren als auch Ansatzpunkte für die Umsetzung von mehr Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt in den eigenen Strukturen für die Weiterarbeit in der zweiten Projekthälfte identifiziert.

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