Kinderarmut

Kinderarmut

Neuer Forschungsbericht

Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik: 2022 erschien ein Buch zur AWO-ISS-Langzeitstudie zu Kinderarmut – Fokus: Bewältigung der Corona-Krise.

Die AWO-ISS Langzeitstudie zur Kinderarmut untersucht seit 1997 die Lebensverläufe von armutsbetroffenen Kindern in Deutschland. In der Studie „(Über-)Leben mit 28“ wurden die bisherigen Ergebnisse der Langzeitstudie mit Blick auf den Übergang ins junge Erwachsenenalter vertieft und um einen neuen Forschungsaspekt erweitert:

  • Wie wirken sich die Armutserfahrungen im Kindes- und Jugendalter auf die Bewältigung der Corona-Krise im jungen Erwachsenenalter aus? 

​​​​​​​Um diese Frage zu beantworten, wurden 2020 - 2021 acht Studienteilnehmenden sechs Monate lang qualitativ begleitet.

Auswirkungen von (Kinder-)Armut bis ins Erwachsenenalter

Die Lebensrealitäten mit 28 Jahren unterscheiden sich dabei stark: Da gibt es Marie, die infolge vielfacher chronischer Erkrankungen bereits arbeitsunfähig ist und weiterhin in Armut lebt. Oder aber Ali, der zwar in Armut und multipler Deprivation aufgewachsen ist, aber mittlerweile durch einen guten Job finanziell abgesichert ist und ein selbstbestimmtes Leben führt.

Für all die jungen Menschen zeigten sich dennoch die Auswirkungen der (Kinder-)Armut bis ins Erwachsenenalter hinein. Dabei haben sich die Übergangstypen ins junge Erwachsenenalter als relevant erwiesen: Verselbstständigte konnten die Krise bei finanzieller Sicherheit für das Verfolgen persönlicher Ziele nutzen. Für Spätzünder stellte die Krise dagegen eine weitere Hürde bei der Verselbstständigung und dem Verlassen der Armut dar. Junge Eltern testeten ihre Belastungsgrenzen bei der Kinderbetreuung und nutzten die Zeit, um als Familie zusammenzuwachsen.

Auch bei der Corona-Krise verließen sich junge Menschen mit Armutserfahrungen eher auf eigene meist kleine soziale Netzwerke als auf das soziale Hilfesystem. Gleichzeitig fiel es ihnen aber auch im sozialen Netzwerk schwer, sich zu öffnen, ihre Hilfebedarfe offen zu kommunizieren und Hilfe einzufordern. Dieser Befund unterstreicht abermals die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Unterstützung sowie einer kontinuierlichen Begleitung armutserfahrener junger Menschen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben ohne Armut.

Was wir von diesem Wissen für die Praxis der Sozialen Arbeit lernen können, formulieren die Autorinnen Lea Heinrich und Dr. Irina Volf in ihrer Handlungsempfehlung. Diese Phase der Langzeiterhebung wurde durch die Finanzierung der Kurt und Maria Dohle-Stiftung möglich. 

Die Ergebnisse der Studie und die Lebensgeschichten der jungen Menschen können Sie in diesem PDF nachlesen.

Eine Übersicht der sechs Forschungsphasen finden Sie auf der Website des ISS.

Hintergrund: AWO-ISS-Langzeitstudie

Die AWO-ISS-Langzeitstudie ist bislang die einzige Studie in Deutschland, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der Einkommensarmut von Familien und den Lebenslagen der Kinder an kritischen Übergängen vom sechsten Lebensjahr bis zum jungen Erwachsenenalter – mit 25/26 Jahren – empirisch untersucht. Seit 1997 wurden sechs Studienphasen umgesetzt, deren Erhebungszeitpunkte sich an den zentralen Übergängen im Kindes- und Jugendalter und den damit verbundenen Entwicklungsaufgaben orientieren. Ein wichtiger Beitrag der Studie besteht darin, dass ihr ein mehrdimensionales Armutskonzept zugrunde liegt, das aus der Perspektive der Betroffenen entwickelt und in allen Studienphasen empirisch angewandt wurde.

In der sechsten Studienphase wurden zum einen die Erkenntnisse zum Verlauf des Übergangs von der Jugendzeit ins junge Erwachsenenalter vertieft und zum anderen die Auswirkungen der Armutserfahrungen im Kindes- und Jugendalter auf die Bewältigung der Corona-Krise im Alter von 28 Jahren untersucht.

Kooperationspartner in Forschungs- und Beratungsfragen

Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) wurde als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit 1974 vom AWO Bundesverband e.V. gegründet und ist seit 1991 als rechtlich selbstständiger gemeinnütziger Verein organisiert.

Das ISS und die AWO arbeiten seit langem zu den Themenschwerpunkten „Prekäre Lebenslagen“, „Soziale Ausgrenzung“, „Prävention“ und „Soziale Inklusion“ eng zusammen.

Im Fokus der Kooperation in den Jahren 2020 - 2022 standen die Fragen rund um Armut und Armutsprävention und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Das ISS bringt dabei seine breite sozialwissenschaftliche Kompetenz in den Bundesverband, aber auch in einzelne Gliederungen der AWO ein.

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