Zukunft des Mitgliederverbands

Zukunft des Mitgliederverbands

Doppelt hält besser

2022 konnte die AWO gleich bei zwei Netzwerktagungen zur "Gegenwart und Zukunft des Engagement- und Mitgliederverbands" gemeinsame Ideen entwickeln.

Foto: Teilnehmende der Paneldiskussion zur Engagementstrategie (von links): Katarina Peranić, Susanne Rindt, Dr. Holger Krimmer, Dr. Lilian Schwalb
 

Verbandlicher Austausch im Doppelpack

Die unsichere pandemische Lage hielt den Bundesverband bei den Planungen von Fachveranstaltungen im Griff. Daher wurde die Entscheidung getroffen, im Mai 2022 eine Online-Tagung durchzuführen. Die Hoffnung, dass im Herbst eine Präsenz-Netzwerktagung stattfinden könnte, wurde nicht aufgegeben. Glücklicherweise kam es dann auch so. Im Oktober konnten sich die Teilnehmer*innen in Berlin unabhängig von Bildschirmen in die Augen schauen – welch freudiger Moment. Der Blick in die Zukunft des Engagement- und Mitgliederverbands bot den roten Faden durch beide Tagungen.

Seit 2016 wird im Rahmen der Netzwerktagung Verband und Engagement der Raum dafür geöffnet, Ideen und Projekte zur Verbandsentwicklung und Engagementförderung zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Es sollen Chancen zum voneinander Lernen geboten sowie Raum für den verbandlichen Austausch geschaffen werden.

Foresight – ein Methodenset für den Blick auf die Zukunft(sfähigkeit)

Beide Tagungen im Jahr 2022 wurden von Dr. Birthe Tahmaz, ZiViZ (Zivilgesellschaft in Zahlen) begleitet. Sie machte die AWO im Rahmen von Impulsen und Kleingruppenworkshops mit den Ergebnissen der Studie „Foresight Zivilgesellschaft“ und dem Methodenset des Foresight-Ansatzes vertraut. Unter gemeinsamer Betrachtung von Faktoren, die Einfluss auf das Engagement in der AWO nehmen könnten, z.B. exogene Schocks wie eine Pandemie oder Umweltkatastrophe, näherten sich die Teilnehmer*innen zunächst in digitalen Workshops der Frage, wie das Engagement im Jahr 2032 aufgestellt sein könnte. Ziel der Methode ist, durch das Ausleuchten von Zukunftsszenarien neue Herausforderungen und Gestaltungsspielräume sichtbar zu machen. Es sollen Trend-Annahmen ermöglicht und zudem Handlungsoptionen identifiziert werden, die in der Gegenwart getroffen werden können, damit bürgerschaftliches Engagement nachhaltig gestaltet und gestärkt werden kann.

Die Diskussionsergebnisse der Online-Tagung flossen in die Präsenz-Tagung im Oktober 2022 ein. Nach einem Impuls von Dr. Birthe Tahmaz wurden erste Arbeitsergebnisse und Erfahrungen vom AWO KV Wesel vorgestellt, der bereits nach der Foresight-Methode arbeitet. Der AWO Bundesverband wird sich weiter eingehend mit dem Ansatz beschäftigen, plant Workshops und wird interessierte Gliederungen bei der Erprobung der Methodik begleiten.

Echt AWO – Einblicke in die vielfältige Verbandspraxis

In Praxisworkshops stellten zahlreiche AWO-Kolleg*innen aktuelle Projekte und Themen aus der AWO-Verbandslandschaft und des Bundesverbands vor. Bei beiden Tagungen wurden zahlreiche Themen besprochen, Schnittstellen identifiziert und neue Kontakte geknüpft.

Zu folgenden Themen wurden Praxisworkshops angeboten:

  • Ideenwerkstatt gelingendes Altern: AWO Mehrgenerationenhaus Duisburg
  • Demokratiestärkung in der AWO & lebendiges Grundsatzprogramm
  • AWO meets MESH – Hackathon – Wie die AWO durch gute Kooperationen Engagement für und mit jungen Menschen ermöglichen kann
  • Freiwilligengewinnung leicht gemacht – wie digitale Plattformen uns mit neuen Zielgruppen vernetzen
  • AWO Quartiersentwicklung „Teilhabe und Partizipation im Quartier – Haupt- und Ehrenamt Hand in Hand“
  • Strukturveränderungen im Mitgliederverband – Methoden- und Maßnahmen zur Stärkung der Ortsvereine
  • Das Online-Mitgliederhandbuch im Fokus des Wissenslabors von #AWO digital
  • Digitale Teilhabe und Design Thinking – Partizipation und Projektentwicklung

Open-Space – Dialog in analog

Bei der Präsenz-Tagung in Berlin konnten die Teilnehmer*innen im Rahmen eines Open Space ausführlich eigene Ideen, Erfahrungen, Projekte etc. erörtern. In zwei Runden wurden Praxisbeispiele vorgestellt und Ideen zusammen weiterentwickelt. Das offene Austauschformat fand guten Anklang und wird wieder aufgegriffen.

(Heraus-)Forderung Engagementstrategie

Im Rahmen einer Talkrunde wurden Anliegen an die Engagementstrategie der AWO und des Bunds diskutiert. Dr. Holger Krimmer (Zivilgesellschaft in Zahlen), Katarina Peranić (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt), Susanne Rindt (AWO Bundesverband) und Dr. Lilian Schwalb (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement) nahmen Gegenwartsfragen der Engagementförderung in den Blick. Dabei wurde beispielsweise die Herausforderung diskutiert, dass immer mehr Vereine um die gleichen Personen „buhlen“, insbesondere bezüglich Vorstandsposten. Allen Organisationen und Vereinen ist gemeinsam, dass der Druck auf das Ehrenamt wächst. Es müssen weiterhin hybride Lösungen und neue Wege gefunden werden, Engagierte zu gewinnen und zu binden. Dabei stellten die Diskutierenden heraus, dass große Organisationen wie die AWO eine Chance zur Vielfalt bieten, um zum Beispiel generationenübergreifend Neues erproben und gemeinsam Lösungen finden zu können. Die Stärke liege darin, dass Ehrenamtliche und Hauptamtliche in der „Mitarbeits“-AWO gemeinsam arbeiten. Wichtig sei, dass überall hauptamtliche Unterstützung für das Thema benötigt werde.

Bezüglich der Engagementstrategie wurde hervorgehoben, dass die Zivilgesellschaft und Wohlfahrt oft im politischen Diskurs vergessen werden, genauso wie das dezidierte Feld der Engagementpolitik. Dieses muss fokussiert und aufgewertet werden, da es sich um einen Markenkern und ein zentrales Politikfeld eines Wohlfahrtsverbands handelt. Bei der Entwicklung der Engagementstrategie des Bunds müssen alle Ebenen, auch lokal, beteiligt werden. Generell sei einzufordern, als Partner*in auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Analog zu anderen fachpolitischen Themen muss es selbstverständlich werden, für engagement- / demokratiepolitische Themen im Dialog zu Staatssekretär*innen, Bundesministerien und dem Kanzleramt zu sein. Der AWO Bundesverband wird mit den Gliederungen die Diskussionsergebnisse und Forderungen aufgreifen, adressieren und gemeinsam Beiträge zur Engagementstrategie entwickeln.
 

Zukunft des Mitgliederverbands

Weitere Artikel zu diesem Thema finden Sie hier:

  • #AWOEngagementZukunft: Das ganze Jahr 2022 hindurch beschäftigte sich die AWO intensiv mit internen Strukturen sowie neuen Formen der Verbandsarbeit und Mitgliederbindung.
     
  • Netzwerk zur Stärkung von Verband und Engagement: Wie kann die AWO von agilen Formen der Zusammenarbeit profitieren? Das im Mai 2022 gegründete Netzwerk gibt darauf Antworten.
     
  • Mitgliederentwicklung: Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf die AWO? Antworten finden sich im 2022 publizierten Bericht zu den verbandlichen Mitgliederzahlen.

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