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01.03.2016 | Artikel

„Die Wirklichkeit im Blick, die Visionen im Kopf. Auf dem Weg zum neuen Grundsatzprogramm.“

Von: Mona Finder

 

Die Konferenz eröffnete am Samstag, den 27.02.2016, der Vorsitzende des Präsidiums des AWO Bundesverbandes e.V. und Leiter der Grundsatzkommission Wilhelm Schmidt. Er freue sich immer an einer Sozialkonferenz teilnehmen zu können, begrüßte Schmidt die Delegierten, denn diese seien für ihn wie große Familientreffen. Diese Konferenz sei der verbandsinterne Startschuss für die innerverbandliche Debatte um das neue Grundsatzprogramm der AWO. Anschließend begrüßte er die Gäste, darunter die Ministerpräsidentin Malu Dreyer sowie die knapp 270 Delegierten. Er erklärte, dass er sich sehr auf die Debatten um das neue Grundsatzprogramm freue und verwies auf die gute Vorarbeit der Grundsatzkommission. Schmidt betonte zugleich, dass es nichts Moderneres gäbe als die Grundwerte der AWO: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität, Toleranz. Diese gäben Antworten auch auf die Fragen der heutigen Zeit. Wichtig sei der AWO dabei immer, dass der Mensch im Mittelpunkt stehe. Das neue Grundsatzprogramm soll 2019 und damit zum 100-jährigen Jubiläum der AWO verabschiedet werden.
Grußwort Ministerpräsidentin Malu Dreyer
Das Grußwort sprach die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer: „Es gibt keine Alternative zur Arbeiterwohlfahrt in Deutschland. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen. Eure Grundwerte sind aktueller denn je. Ihr könnt stolz darauf sein“, sagte sie. In diesem Sinne wünschte sie der AWO alles Gute für die Entwicklung des Grundsatzprogramms.
Impulsvortag von Prof. Dr. Wolfgang Schroeder
Prof. Dr. Schroeder von der Universität Kassel und Mitglied der Grundwertekommission der SPD betonte gleich zu Anfang seines Vortrages: „AWO beschreitet neue Wege. Grundsatzdebatten als Orientierungsgeber“, wie wichtig Verbände wie die AWO seien. „Wir brauchen die AWO. Die großen Herausforderungen lassen sich nicht durch den Staat alleine lösen. Wir brauchen große, starke Verbände“, erklärte Schroeder.
Grundsätze müssten immer mit Leben gefüllt werden, nur so böten auch die Grundwerte eine Orientierung für den Verband. Mit diesem Prozess könne man die Weichen für die Zukunft stellen. Sie seien eine direkte „Gebrauchsanweisung“ für konkretes Handeln.
Aktiver Austausch in den Arbeitsgruppen
Nach dem theoretischen Input ging es nun in die Debatte. Das Herzstück der diesjährigen Sozialkonferenz war die Einbindung der Delegierten durch Arbeitsgruppen. Es entstand ein intensiver, aktiver, auch streitbarer, aber alles in allem sehr konstruktiver Austausch, der die Arbeit an dem Grundsatzprogramm ein gutes Stück voran brachte. Oder wie es Wilhelm Schmidt auf den Punkt brachte: „Die Streitkultur der AWO lebt.“
Für die Arbeitsgruppen wurden acht Themen erarbeitet, aus denen jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer vor Ort drei diskutieren konnte:
Grundwerte: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität, Toleranz (Leitung: Marcus Adler und Rudi Frick) Mensch und Gesellschaft (Leitung: Gabriele Siebert-Paul und Michael Schmidt) Zukunft der Arbeiterwohlfahrt (Leitung: Susanne Rindt und Alexander Nöhring) Vision für eine Gesellschaft in Vielfalt (Leitung: Ingrid Lebherz und Markus Schnapka) Armut und Reichtum (Leitung: Barbara König und Ragnar Hoenig) Daseinsvorsorge und Subsidiarität (Leitung: Andreas Johnsen und Nils Opitz-Leifheit) Prinzipien unserer Arbeit (Leitung: Brigitte Döcker und Christiane Reckmann) Woran wir uns binden (Leitung: Anne Böttcher und Prof. Dr. Thomas Beyer)
Im Anschluss wurden die Ergebnisse unter der Moderation von dem Bundesvorsitzenden Wolfgang Stadler präsentiert.
Marcus Adler machte für die Arbeitsgruppe „ Grundwerte“ deutlich, dass es darauf ankommt, dass diese präzise formuliert werden und so keinen Raum für Spekulationen lassen.
Michael Schmidt hat zur Arbeitsgruppe „Mensch und Gesellschaft“ gesagt, dass das Kapitel als bedeutsam erachtet wurde. Denn bisher gab es ein solches Kapitel nicht im Grundsatzprogramm.
Christoph Götz berichtet über die Diskussionen in der Arbeitsgruppe zur „Zukunft der Arbeiterwohlfahrt“. Dabei berichtete er, dass teilweise kontrovers über die Rolle der Mitgliedschaft diskutiert wurde. Mehrfach wurde betont, dass Mitgliedschaft zwar keine Voraussetzung für Engagement im Verband sein müsse, dass aber weiter anzustreben sei, dass diejenigen, die sich für die AWO engagieren auch für eine Mitgliedschaft begeistert werden sollen. Zudem war vielen Teilnehmenden wichtig, dass das Verhältnis zwischen den Mitgliedern und den hauptamtlichen Mitarbeiter/innen des Verbandes noch stärker beleuchtet wird.
Ingrid Lebherz stellte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Vision für eine Gesellschaft in Vielfalt“ dar und sagte, dass in der Gruppe mehrfach betont wurde, dass Vielfalt verstärkt als Chance betrachtet werden sollte. Die Delegierten wünschten sich mehr Visionen für dieses Kapitel. Zudem sei es wichtig, den Text in einer leicht verständlichen Sprache zu schreiben.
Ragnar Hoenig leitete die Gruppe „Armut und Reichtum“ und sagte, dass auf der Konferenz bestätigt wurde, dass es sich um ein immens wichtiges Thema handele. Inhaltich wurde angemerkt, dass die Bekämpfung von Armut nicht mit der Schuldfrage verknüpft werden dürfe. Die Lösung könne aber auch nicht darin liegen, Reichtum zu dämonisieren, sondern von den Reichen Solidarität einzufordern. Zudem wurde empfohlen, den Aspekt der Teilhabe stärker herauszuarbeiten.
Andreas Johnsen berichtete, dass die Teilnehmenden begrüßt haben, dass das Thema „Daseinsvorsorge und Subsidiarität“ ein eigenständiges Kapitel im Grundsatzprogramm werden soll. Es solle aber stärker das Bekenntnis zur Subsidiarität eingefordert bzw. betont werden. Auch wurde überlegt, stärker auf internationale Einflüsse einzugehen.
Brigitte Döcker hob hervor, dass in ihrer Arbeitsgruppe die Bedeutung des Themas „Prinzipien unserer Arbeit“ als sehr wichtig erachtet wurde. Empfohlen wurde, Digitalisierung zu beachten und das Spannungsverhältnis zwischen Ökonomisierung und Werteorientierung zu behandeln. Auch könnte deutlich werden, dass eine Tarifbindung ein wichtiges Mittel sei, um Glaubwürdigkeit herzustellen.
Anne Böttcher berichtete, dass das Thema „Woran wir uns binden“ ebenfalls als sehr zentral betrachtet und als „Glaubensbekenntnis“ fungieren könne. Es brauche jedoch mehr Leidenschaft im Text. Hier kam auch die Idee eines Glossars zur Erklärung von Begrifflichkeiten auf.
Im Podium wurde ausgewertet
Die anschließende Podiumsdiskussion stand unter der Fragestellung: „Wie weiter mit den Ergebnissen?“ Der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler moderierte die Diskussion mit Barbara König, Christiane Reckmann, Sebastian Kunze, Nils Opitz-Leifheit und Markus Schnapka. Das Fazit der Diskutanten war, dass ein Grundsatzprogramm unverzichtbar sei, man sich aber selbst unbedingt an die vorgegebenen Maxime halten müsse.
Fazit und Schlusswort: Eine gelungene Konferenz – nutzen wir sie!
Das Schlusswort hielt Prof. Dr. Thomas Beyer, stv. Vorsitzender des Präsidiums des AWO Bundesverbandes e.V. und Mitglied der Grundsatzkommission. Dr. Thomas Beyer verwies in seinem Schlusswort darauf, dass nun parallel zur Konferenz auch die bereits erarbeiteten Fachthemen online unter http://grundsatzprogramm.awo.org/ freigeschaltet wurden. Hier könne der begonnene Diskussionsprozess fortgesetzt werden. Beyer machte zum Schluss deutlich, was die gesamte AWO verbindet: Das Ziel einer gerechteten Gesellschaft.

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