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„Care Leaver" nicht alleine lassen

Von: Hubert Lautenbach

 

Warum gibt es für junge Volljährige kaum Zugang zu Erziehungshilfen? Der Grund ist banal: um Geld zu sparen. Das ist fatal und muss sich endlich ändern. Junge Menschen brauchen einen einfacheren Zugang zu Erziehungshilfen.

 

Anspruch auf Hilfe
Eltern haben unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Erziehungshilfe. Das ist im SGB VIII geregelt und eröffnet den Personensorgeberechtigten die Möglichkeit, z.B. sozialpädagogische Familienhilfe oder Hilfe in einer Wohngruppe oder Pflegefamilie nutzen.

Die Hilfe wird so lange gewährt, wie sie wirklich benötigt wird. Auch das ist im Gesetz so geregelt. D.h.: Wenn die Eltern die Erziehung im Sinne des Kindeswohls (wieder) selbst gewährleisten können, dann soll auch die Hilfe enden. Wenn ein*e Jugendliche*r 18 Jahre alt wird, muss er*sie selbst einen Antrag auf Fortführung der Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung und eigenverantwortlichen Lebensführung stellen, sonst endet die Hilfe. Regelmäßig wird die Hilfe dann bis zum 21., in Einzelfällen bis zum 27. Geburtstag weitergewährt. 

 

Hilfen für junge Volljährige werden abgeblockt
Die Jugendamtspraxis zeigt jedoch, dass nicht nur Hilfen für junge Volljährige zu oft abgeblockt werden. Darüber hinaus ist der Weg für junge Volljährige nach Hilfebeendigung zurück in eine Erziehungshilfe fast unmöglich. Die Debatte um die so genannten „Care Leaver“ hat zwar die Aufmerksamkeit erhöht, allerdings die gesetzliche Klarstellung noch nicht bewirkt. Die öffentliche Jugendhilfe verweist hier immer wieder auf Leistungen aus dem Bereich der Grundversicherung, anstatt ihrer Verantwortung für junge Menschen, die die Hilfe (Care) verlassen (leave) haben, gerecht zu werden. 

 

Die Jugendhilfe muss sich ihrer Verantwortung bewusst werden
Auch Volljährige, die außerhalb von Jugendhilfestrukturen volljährig geworden sind, benötigen und erhalten oftmals Unterstützung und Ratschläge von verantwortungsvollen Eltern. Wieso soll die Jugendhilfe jungen Erwachsenen z.B. die Rückkehr in die Pflegefamilie nicht ermöglichen und finanzieren, wenn die erste Selbstständigkeit in einer eigenen Wohnung sich als zu schwierig erwiesen hat? Hier muss sich die Jugendhilfe ihrer Verantwortung bewusst sein– d.h. es müssen Angebote geöffnet werden!

Der AWO Wahlcountdown

Dies ist ein Blogpost im Rahmen des AWO-Wahlcountdowns 2017. Die Wochen vor der Wahl begleitet die AWO mit ihrem Wahlcountdown: 12 Forderungen an die Politik, eingebettet in 12 Themenwochen. Dieser Blogpost ist Teil der Themenwoche "Bildung und Erziehung".

Alle Themenwochen des Wahlcountdowns gibt es hier.

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