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AWO-Podcast

Sozialpolitik auf die Ohren: Mit zwölf Folgen im Jahr 2022 setzte die AWO ihren Podcast fort, der nach den Voraussetzungen für eine sozial gerechte Gesellschaft fragt.

Deutschland, Du kannst das!

Der von Holger Klein moderierte Podcast unter dem Motto "Deutschland, Du kannst das!" erscheint monatlich und lässt Menschen zu Wort kommen, die die fachliche Praxis der sozialen Arbeit kennen, deren Stimmen in großen Talkshows aber oft ungehört bleiben.

Die Themen im Jahr 2022

Januar:
Wohnungslosigkeit

Rund 680.000 Menschen in Deutschland sind von Wohnungslosigkeit betroffen. Ein Dach über dem Kopf ist Menschenrecht und direkt verbunden mit der Würde des Menschen. Die Betroffenen benötigen zwischenmenschliche Solidarität und institutionelle Hilfsangebote. Gleichzeitig darf nicht nur am Symptom Wohnungslosigkeit herumgedoktert werden, sondern müssen die Ursachen wie unbezahlbare Mieten oder zu niedrige Entlohnung im Erwerbsleben bekämpft werden. Angela Pfister-Resch, Einrichtungsleiterin einer Unterkunft für wohnungslose Familien im AWO-Kreisverband München-Land, gibt Einblicke in den Alltag von Menschen, die von heute auf morgen ihre Wohnung verlieren und zeigt auf, wie die Betroffenen in der Unterkunft mit Unterstützung von Sozialarbeiter*innen wieder auf ein Leben mit eigenen vier Wänden vorbereitet werden.

Februar:
Frauenhäuser

Das Frauenhaus ist ein Schutzhaus. Hier kann eine von Gewalt betroffene Frau mit ihren Kindern vorübergehend unterkommen, um Schutz vor häuslicher Gewalt und Bedrohung zu erhalten. Im Frauenhaus haben die Frauen die Möglichkeit, Abstand zu ihrem gewaltausübenden Partner zu gewinnen, mehr Klarheit über ihre Zukunft zu erlangen und Kraft schöpfen, um dem Leben eine neue Richtung zu geben. Brita Richl, Leiterin des Frauenhauses der AWO Würzburg, berichtet in der aktuellen Podcast-Folge über die Arbeit mit von Gewalt betroffenen Frauen, über Mythen und Realitäten des Alltags in einem Frauenhaus und was gegen häusliche Gewalt getan werden muss.

März:
Rassismus bekämpfen

„Es gibt keine rassismusfreien Räume. Jede*r von uns ist rassistisch sozialisiert“ sagt Rascha Abou-Soueid vom Jugendmigrationsdienst der AWO Duisburg. Sie ist dort als „Respekt Coach“ tätig. Respekt Coaches sprechen und arbeiten mit Kindern und Jugendlichen zu Rassismus- und Extremismus-Fragen. Es ist sinnvolle Informations- und Präventionsarbeit, auch und vor allem, weil Kinder und Jugendliche noch nicht über geschlossene Weltbilder verfügen. Wie aber macht man das altersgerecht? Ab wann kann man mit Kindern über rassistische Terroranschläge wie in Hanau 2021 reden? Und wer ist eigentlich das „Wir“ in der so genannten Mehrheitsgesellschaft? Darum geht es in dieser Podcast-Folge.

April:
Asylrechtsberatung

Sina Stach ist Asylrechtsberaterin bei der AWO Berlin Mitte. Die Willkommenskultur, die im Moment den Flüchtlingen aus der Ukraine entgegengebracht wird, begeistert sie. Aber: Der Normalfall ist diese nicht. Das Asylrecht in Deutschland ist komplex, bürokratisch und langwierig. Ohne Beratung würden das viele nicht schaffen – hier kommen die Beratungsstellen ins Spiel. Stach spricht darüber, welche Konflikte durch die besondere Behandlung der Flüchtlinge aus der Ukraine entstehen, welche teils kafkaesk anmutenden Behördenprozesse die Norm sind und welche Herausforderungen Menschen im Asylverfahren meistern müssen.

Mai:
Suchthilfe

„Abhängigkeit ist eine Erkrankung“, so Cornelia Hartmann von der AWO Suchthilfe in Siegen. Das mag zunächst banal klingen, aber ist es für die Betroffenen oft nicht. Denn „der schwierigste Schritt ist zu uns zu kommen.“ Sich einzugestehen, dass es eine Abhängigkeit gibt und dies keine persönliche Schwäche, sondern eine Krankheit ist, mit der sie umgehen müssen, das falle den Betroffenen oft sehr schwer. Alle Menschen, die bei der Suchthilfe in Siegen Rat suchen, haben ihre eigene Geschichte. Abhängigkeit ist auch nicht auf bestimmte Teile der Bevölkerung einzugrenzen. „Wir bilden die Gesellschaft bei uns ab“, so Hartmann. Auffällig sei jedoch die Tendenz, dass „die Klient*innen, die zu uns kommen, immer jünger werden“, berichte Hartmann besorgt. Was das bedeutet, wie Abhängigen geholfen werden kann und wie Präventionsarbeit und -politik aussehen sollte behandelt diese Folge.

Juni:
Erziehungshilfen

Laut Gesetz haben Eltern oder Vormund „bei der Erziehung eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf Hilfe zur Erziehung, wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist.“ (§ 27 Sozialgesetzbuch VIII). Zu den Erziehungshilfen gehören stationäre (Wohngruppen/Heimunterbringung), teilstationäre (Tagesgruppen) und ambulante (etwa Sozialpädagogische Familienhilfe) Leistungen aber auch die Erziehungsberatung. In den vergangenen Jahren ist der Bedarf an Hilfen zur Erziehung erheblich gestiegen, die Anforderungen an die Arbeit in der Erziehungshilfe ebenfalls. Besonders während der Pandemie hat sich gezeigt, dass die öffentliche Wahrnehmung der Leistungen in der Erziehungshilfe kaum vorhanden ist. „Das Thema Hilfen zu Erziehung wird einen Land wie Deutschland gerne auch ausgeblendet“, so Ina Reitzner-Ruppert vom AWO Jugendhilfeverbund Westthüringen. Sie erläutert, warum  das so ist, wie die tägliche Arbeit mit den Eltern, Kinder und Jugendlichen aussieht und weshalb die Jugendhilfe an sich größere Anerkennung erfahren sollte.

Juli:
Straffälligenhilfe für junge Menschen

Seit 1995 führen die Mitarbeiter*innen der Schlichtungsstelle für TOA vom AWO Kreisverband Chemnitz und Umgebung e.V. Täter-Opfer-Ausgleichsgespräche mit straffällig gewordenen Jugendlichen und Heranwachsenden und den durch die Straftat direkt geschädigten Personen durch. Der Täter-Opfer-Ausgleich ist ein Angebot an Beschuldigte und Geschädigte, die Straftat und ihre Folgen mit Hilfe eines neutralen Vermittlers eigenverantwortlich zu bearbeiten. Den Konfliktparteien wird die Möglichkeit gegeben, in der persönlichen Begegnung die zugrunde liegenden und entstandenen Konflikte zu bereinigen und den Schaden zu regulieren (TOA-Servicebüro). „Ziel ist es“, so Anja Hentschel von der AWO KV Chemnitz und Umgebung e.V., „in einem möglichst frühen Stadium eines Strafverfahrens außergerichtliche Konfliktregelung zwischen Beschuldigten und Geschädigten durch Vermittlung eines unparteiischen Konfliktberaters herbeizuführen.“ Im Projekt „Schülergericht“ bei dem AWO KV Chemnitz und Umgebung e.V. gibt es die Möglichkeit, eine Straftat in einem Gespräch zwischen dem Beschuldigten und dem Schülergremium, bestehend aus drei Schüler*innen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren konstruktiv zu bearbeiten. Anja Hentschel berichtet über die tägliche Arbeit mit den Jugendlichen.

August:
Kinderbetreuung

Die AWO verfügt über 2.600 Kindertageseinrichtungen. Fast 32.000 pädagogische Mitarbeiter*innen bilden, erziehen und betreuen fast 189.000 Kinder. Frühkindliche Bildung ermöglicht die Schaffung von mehr Chancengerechtigkeit im Leben. Es ist daher umso wichtiger, die Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen und Orte für ein gutes Aufwachsen zur Verfügung zu stellen. Die Kinder sollen die Entwicklung des Kindes zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit fördern. Sabine Wagner vom AWO-Kita Kinderwerk des AWO Bezirksverbandes Braunschweig ist Leiterin der einzigen überbetrieblichen Krippe in Niedersachsen. Das heißt: In ihrer Einrichtung sind Kinder von Eltern, die in unterschiedlichen Betrieben und Unternehmen in und um Braunschweig arbeiten. Sabine Wagner spricht über die Besonderheiten dieser Kita, aber auch über die allgemeinen Herausforderungen in der Kinderbetreuung – Stichworte: Bezahlung pädagogischer Berufe, Fachkräftemangel – und den dennoch positiven Seiten („Kinderbetreuung ist ein schönes Arbeitsfeld“) ihres Berufes.

September (Sonderfolge):
Zustand und Zukunft des deutschen Sozialstaats

Interview mit Prof. Klaus Dörre. Russischer Krieg in der Ukraine, Klimawandel und Pandemie – die Herausforderungen für den Sozialstaat sind größer denn je. Für die Podcast-Sonderfolge hat Moderator Holger Klein keine Stimme aus der Praxis getroffen, sondern den Jenaer Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie Klaus Dörre. In einem Sozialstaat „müssen die großen Lebensrisiken so abgesichert sein, dass niemand ins Nichts fallen kann“, so Dörre. Dies erfordert mit Blick auf die anstehenden Aufgaben ein Mehr und kein Weniger an staatlichem Handel. Dörre diagnostiziert für die Gegenwart den Übergang „zu einer sehr stark staatsgetriebenen Wirtschaft“. Anders könnten die Probleme und Herausforderungen nicht bewältigt werden. Im Gegenteil. Die staatlichen Ressourcen müssen jetzt „konsequent für soziale und ökologische Nachhaltigkeit eingesetzt werden. Das muss der Maßstab sein.“ Im Podcast geht es darum, wie das konkret geschehen kann, warum ansonsten die „soziale Frage von rechts okkupiert wird“ und warum gemeinsam mit den Bürger*innen nach demokratischen Lösungen gesucht werden muss.

Oktober:
Beratung gegen Rechtsextremismus

Laut Verfassungsschutzbericht gibt es 34.000 Rechtsextremist*innen in Deutschland. „Aber“, so Torsten Nagel, Leiter der AWO Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus Schleswig-Holstein (RBT), „die Einstellungsmuster zu Rassismus, zu Antisemitismus, zu Antifeminismus, die reichen bis weit in die Mitte der Gesellschaft.“ Rechtsextreme seien auch kaum mehr im Alltag über ihr Erscheinungsbild oder laute Sprüche auszumachen. Viele Rechtsextreme tragen ein Männerbild vor sich her, das eng geknüpft ist an die Idee vom Macht ausübenden weißen Mann, der das Sagen hat gegenüber der Frau. Insofern sind – neben der immer wiederkehrenden Rassismus-Frage – in den letzten Jahren vermehrt Themen wie Antifeminismus oder Antigenderismus in den Fokus der Beratungsarbeit gerückt. Auch um die Folgen von Pegida-Demonstrationen oder den völkischen Ausführungen eines Thilo Sarrazins für tagtäglichen Rassismus, Antisemitismus oder Antifeminismus geht es in dieser Podcast-Folge.

November:
Obdachlosenheime im Winter

Rund 37.000 Menschen in Deutschland sind obdachlos - so das Ergebnis einer im Herbst 2022 veröffentlichten Studie, die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegeben wurde. Gerechnet wird zudem mit einer Dunkelziffer von knapp 50.000 Menschen. David Weidling ist Teilbetriebsleiter in einem Obdachlosenheim des AWO Bezirksverbands Potsdam und gibt Einblicke in seine tägliche Arbeit. „In ein Heim zu gehen, ist durchaus mit Scham behaftet“, betont Weidling. Umso wichtiger ist es auch, keinen Druck auf die Bewohner bei deren Wohnungssuche auszuüben, sondern sie bestmöglich zu unterstützen. „Diese Menschen haben keine Lobby. Ihnen eine Stimme zu geben, ist wichtig.“ Es sei Teil der Arbeit, immer noch bestehende Klischees und Vorurteile gegenüber Obdachlosen abzubauen. Darüber, über die Probleme von Obdachlosigkeit im Winter und andere Herausforderungen und Nöte der Betroffenen spricht David Weidling mit Holger Klein.

Dezember:
Proteste in 2022 - Ein anderer Jahresrückblick

2022 war ein politisch ereignisreiches Jahr. Anlass genug für einen etwas anderen Rückblick mit dem Protest- und Bewegungsforscher Simon Teune von der Freien Universität Berlin. Gab es sichtbare Proteste gegen den Krieg Russlands in der Ukraine? Wie sind die Proteste der „Letzten Generation“ einzuordnen? Haben sich am rechten Rand neue Protestgruppen formiert? Protestveranstaltungen der Verschwörungsideologen und Rechtsextremisten, Klimaproteste, die Protestmobilisierung gegen die Entscheidung der Bundesregierung, im Zuge des russischen Angriffskriegs 100 Milliarden Euro für das Militär zu investieren – darüber und an welchen Stellen sich noch Protest formuliert hat (oder auch nicht) und wie es in 2023 mit möglichen Protestmobilisierungsthemen aussieht, spricht Teune mit Holger Klein.

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