Freiwilligendienste

Freiwilligendienste

Engagement und Selbsterfahrung ohne Zwang

Die AWO positionierte sich 2022 erneut gegen einen Pflichtdienst und forderte bessere Rahmenbedingungen für Freiwilligendienste.

Debatte um den Pflichtdienst

Im Jahr 2022 wurde erneut von verschiedenen politischen Akteuren ein gesellschaftlicher Pflichtdienst gefordert, prominent unter anderem vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Hintergrund dieser Forderung: Krieg, Inflation, Auswirkungen der Corona-Pandemie, Klimakrise – all diese Entwicklungen gehen einher mit einer wachsenden Verunsicherung und sozialen Ungleichheit sowie mit einer (mindestens gefühlten) gesellschaftlichen Spaltung. Ein wirksames Gegenmittel sehen einige in einem verpflichtenden Gesellschaftsdienst, der die Solidarität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken soll.

Wertschätzung statt Zwang

Die Arbeiterwohlfahrt hat sich 2022 (wie auch schon in den Vorjahren) dazu eindeutig positioniert – gegen eine Dienstpflicht und für bessere Rahmenbedingungen von Freiwilligendiensten. 

Das Präsidium des AWO Bundesverbandes hat im Juni einen entsprechenden Beschluss gefasst. Denn die AWO ist überzeugt: Gemeinsinn lässt sich nicht erzwingen. Andersherum wird ein Schuh daraus: Wer gute Engagement-Erfahrungen macht, bekommt Lust auf mehr. Denn starke Anreize bewirken mehr als Zwang. Was wir wirklich benötigen, ist mehr Wertschätzung und Anerkennung für Menschen, die sich engagieren – zum Beispiel, indem sie einen Freiwilligendienst leisten. Freiwilligendienste machen Solidarität und Gemeinschaft erlebbar und schaffen gleichzeitig persönliche Orientierung und Selbsterkenntnis. Sie sind nach unserer Überzeugung damit schon ein Teil der gewünschten Lösung für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Nachwirkungen der Pandemie

Bei der AWO engagieren sich im Jahr rund 5.000 Freiwillige im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienst (BFD). Auch wenn der Jahrgang 2021/22 noch immer stark von der Corona-Pandemie geprägt war, konnten die Freiwilligen doch im Laufe der Zeit wieder mehr Begegnungen erleben – in Präsenz-Seminaren, aber auch in den Einsatzstellen. Es wurde aber auch offenbar, welche großen Nachwirkungen die Pandemie bei jungen Menschen hat. Viele haben sich zurückgezogen, sind in Gruppensituationen verunsichert oder haben persönliche Orientierungs- und Entwicklungsschritte nicht gehen können. Auch aktuelle Befragungen und Studien zeigen, dass die Zahl von jungen Menschen mit Zukunftsängsten, psychischen Problemen und Störungen steigt. Die Freiwilligendienste leisten hier einen wichtigen Beitrag, junge Menschen bei der Überwindung negativer Pandemieauswirkungen und im Angesicht der anderen gesellschaftlichen Krisen zu unterstützen und zu begleiten. Sie bilden einen Erfahrungs- und Austauschraum, der Orientierung bietet und auch die Möglichkeit, über Zukunftsängste und Handlungsoptionen zu sprechen.

Politische Bildung

Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Fragen in den Bildungsseminaren steht weiterhin im Fokus der AWO Freiwilligendienste und wurde auch im Jahr 2022 wieder kreativ weiterentwickelt. So haben die pädagogischen Fachkräfte ein monatliches Austauschformat dazu geschaffen – das Online-Forum Politische Bildung. Entstanden ist die Idee auf der Freiwilligendienste-Fachtagung im Frühling 2022, die in diesem Jahr als Barcamp gestaltet war und daher Raum zum Austausch über vielfältige weitere Themen gab, zum Beispiel Partizipation, Incoming, Umgang mit Diversität und sexueller/geschlechtlicher Vielfalt, künftige Gestaltung von Teilzeitoptionen.

Infos zu FSJ und BFD

Wer sich bei der AWO im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs oder eines Bundesfreiwilligendiensts engagieren möchte, findet auf der AWO-Website freiwillich! umfangreiche Informationen und eine Einsatzstellenbörse.

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