Krieg und Flucht

Krieg und Flucht

Gelebte Solidarität

Die AWO machte sich 2022 dafür stark, Menschen aus der Ukraine wie auch aus anderen Kriegs- und Krisenregionen zu schützen und bedarfsgerecht zu unterstützen.

Hilfe in Zeiten der Not

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine brachte unfassbares Leid. Innerhalb eines Jahres verließen über 8 Millionen Menschen die Ukraine, um in Europa Schutz zu suchen. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen sind 17,7 Millionen Menschen, darunter 3,3 Millionen Kinder, in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen. AWO-Verbände organisierten in Kooperation mit AWO International bundesweit Spendenkationen und brachten Hilfstransporte unter anderem mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und medizinischen Geräten auf den Weg. Gleichzeitig richtete die AWO von Kriegsbeginn an Informations- und Versorgungsstellen für ukrainische Geflüchtete ein, kümmerte sich um Notunterkünfte, initiierte Willkommensaktionen und sorgte unter anderem in den AWO-Kitas für die Integration ukrainischer Kinder und ihrer Familien. Schutzsuchende erhielten in den AWO-Migrationsberatungsstellen Informationen über gesetzliche Bestimmungen sowie Hilfe bei der Suche nach Wohnungen, Integrationskursen, Kitas, Arbeits- und Schulplätzen. Zudem wurden sie in den psychosozialen Zentren und Beratungsstellen der AWO dabei unterstützt, das Erlebte zu verarbeiten und mit der Sorge um Angehörige umzugehen.

Vor dem Hintergrund der Geschehnisse und politischen Entscheidungen (Anwendung der Richtlinie 2001/55/EG, Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung) intensivierten die bundesweit über 3.000 Migrationsfach- und Flüchtlingssozialdienste der AWO und der anderen fünf in der BAGFW zusammengeschlossenen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege ihr Beratungsangebot und erarbeiteten Lösungen, um den Geflüchteten schnelle Hilfe und nachhaltige Unterstützung zu bieten. Im Oktober 2022 führte die BAGFW in ihren Migrationsfachdiensten eine Umfrage zu den Herausforderungen bei der Aufnahme und Beratung Geflüchteter aus der Ukraine durch, identifizierte Handlungsbedarfe und richtete Empfehlungen an die Politik. Beispielsweise sollten Wohnungssuche und -bezug durch vereinfachte und effizientere bürokratische Prozesse sowie den Ausbau von Unterstützungs- und Beratungsstrukturen erleichtert werden. Um geflüchteten Eltern den Besuch von Integrationskursen zu ermöglichen, sollte der Bund Mittel für die Ausweitung des Kursangebots mit Kinderbetreuung zur Verfügung stellen. Behördliche Vorgänge sollten durch Digitalisierung und persönliche Ansprechpersonen vereinfacht werden. Um einen besseren Zugang zu ärztlicher Versorgung zu schaffen, sprach sich die BAGFW zudem dafür aus, Sprachmittler*innen für medizinische Sprechstunden durch die Krankenkassen oder andere Leistungserbringer zu finanzieren und die Telemedizin als ergänzendes Angebot zu fördern.

Gleichbehandlung und besondere Schutzbedürfnisse

Die AWO mahnte, die Menschen aus anderen Kriegs- und Krisenregionen nicht zu vergessen. Mehr als 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – nie zuvor registrierte das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) eine größere Zahl an Vertriebenen als zum Weltflüchtlingstag 2022. Angesichts dieser dramatischen Lage appellierte die AWO wiederholt an ihre Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit und forderte die Politik auf, geflüchtete Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Identität ungleich zu behandeln.

Zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützte die AWO die Bundesregierung beim Aufbau eines humanitären Aufnahmeprogramms für Menschen aus Afghanistan und engagierte sich unter anderem dafür, neben der tätigkeitsbezogenen Gefährdung auch besondere Vulnerabilitäten zu berücksichtigen.

Im Bemühen um den weltweiten Schutz von Menschenrechten beteiligte sich die AWO 2022 zudem daran, eine Abstimmung im Europarat über die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene – Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen legitimierende – "Instrumentalisierungsverordnung“ zu verhindern.

Mit Blick auf geflüchtete Menschen mit Behinderungen setzte sich die AWO auf Bundesebene für schnelle humanitäre Hilfen sowie die Sicherstellung einer bedarfsgerechten, kultursensiblen Versorgung und Unterbringung ein, die an der jeweiligen individuellen Lebensrealität ansetzt und konkrete Teilhabechancen eröffnet. Um Benachteiligungen zu vermeiden und die bedarfsgerechte Versorgung aller Geflüchteter mit Behinderungen zu gewährleisten, forderten die AWO, elf weitere Organisationen und die Landesbehindertenbeauftragten von vier Bundesländern in einem gemeinsamen Appell die systematische Identifizierung und spätere Berücksichtigung von Schutz- und Unterstützungsbedarfen sowie die Sicherstellung des Zugangs zu Gesundheits- und Teilhabeleistungen. Des Weiteren beteiligte sich die AWO an der zivilgesellschaftlichen Initiative www.hilfsabfrage.de.

Die AWO erhob ihre Stimme auch für queere Geflüchtete, denen wegen ihrer nicht-heterosexuellen Lebensweise in vielen Herkunftsländern strafrechtliche Verfolgung, Folter oder gar die Todesstrafe drohen. Dem Argument, dass betroffenen Personen sich vor Verfolgung schützen könnten, indem sie ihre sexuelle oder Geschlechtsidentität nicht offen präsentieren, entgegnet die AWO deutlich: Es kann nicht verlangt werden, sexuelle Orientierung und/oder Geschlechtsidentität geheim zu halten bzw. zu verstecken. Da queere Menschen in den Unterkünften für Geflüchtete und im öffentlichen Raum immer wieder Mobbing erfahren, ausgegrenzt werden und gewalttätige Übergriffe erleben, fordert die AWO passgenaue Gewaltschutzkonzepte. Zudem sollten Mitarbeiter*innen der Einrichtungen angemessen für das Thema Queer sensibilisiert sein. Näheres dazu enthält die 2022 erschienene AWO-Publikation „Queere Geflüchtete. Informationen zur Sensibilisierung der Einrichtungen für die Belange von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*- und inter*geschlechtlichen, queeren, questioning und asexuellen Geflüchteten“.

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