Pflichtdienst

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Pflichtdienstdebatte

Bundesjugendwerk: Vorsitzende Katharina Zejewski sprach im Oktober 2022 im Schloss Bellevue mit dem Bundespräsidenten über die Idee der Pflichtzeit.

Foto: Katharina Zejewski zu Gast bei Frank-Walter Steinmeier

Für uns indiskutabel: Freiwilligkeit

Angefangen hat die aktuelle Pflichtdienstdebatte am 12. Juni 2022 mit einem Interview unseres Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit der Bild am Sonntag während seiner „Ortszeit Rottweil“ (liegt in Baden-Württemberg). Die beiden Interviewerinnen fragen ihn dort: „US-Präsident John F. Kennedy hat mal gesagt: Frag nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst. Wäre es jetzt in Zeiten des bedrohten Friedens nicht an der Zeit, die Wehrpflicht wieder einzuführen?“ Der Bundespräsident spricht sich zum Glück gegen eine Wehrpflichtdebatte aus, fügt jedoch hinzu: „Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird, aber ich wünsche mir, dass wir eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit führen.“

Diese Aussage war so brisant, dass sie es in die Tageschau geschafft hat und am folgenden Tag Thema des BR/ARD alpha Tagesgesprächs wurde. Hieran hat Roxana, ehemalige Bundesvorsitzende und aktuelle Vorsitzende im Landesjugendwerk Bayern, teilgenommen. Anschließend haben wir eine Stellungnahme veröffentlicht, in der wir uns klar gegen eine Dienstpflicht aussprechen, denn die Freiwilligkeit ist für uns die indiskutable Grundlage jeden Engagements!

Freiwilligendienste sind großartig! Sie sind eine persönliche Bereicherung für die Engagierten und eine wichtige Unterstützung für die Gesellschaft, stärken Zusammenhalt und Demokratie. In unserem Verband gibt es zahlreiche BFD- und FSJ-Stellen und einige Jugendwerke agieren selbst als Freiwilligendienstträger. Auch wir wünschen uns, dass viele junge Menschen einen Freiwilligendienst absolvieren. Wie mensch jedoch zu dem Schluss kommt, dass eine Pflicht das beste Mittel ist, bleibt uns ein Rätsel. Zudem unterschlägt die Debatte das unfassbare freiwillige Engagement unserer vielen Ehrenamtlichen außerhalb der Freiwilligendienste. Denn dieses ist genauso wertvoll und wichtig für die Gesellschaft und die Engagierten!

Alternativen zur Pflichtzeit - ein Ideenaustausch

Im Oktober war unsere Vorsitzende Katharina Zejewski im Schloss Bellevue eingeladen, um dort mit dem Bundespräsidenten und zwei weiteren Gästen – dem Präsidenten der Diakonie Deutschland und dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds – über die Idee der Pflichtzeit zu sprechen. Inhalt des Gesprächs war es auch, alternative Ideen zu sammeln, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt gefördert werden kann. Da sich alle Gäste gegen eine Pflicht ausgesprochen haben, wurden vor allem Ideen ausgetauscht, wie mehr Menschen für Freiwilligendienste gewonnen werden können:

  • Freiwilligendienste müssen mehr Anerkennung finden z.B. in Studium, Ausbildung und Beruf, aber auch gesellschaftlich, damit niemals die Frage aufkommt, ob ein Jahr Vollzeitengagement nicht Zeitverschwendung sei oder dem Lebenslauf schade.
  • Die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden, z.B. durch kostenlosen ÖPNV (nein, das 49 Euro Ticket reicht nicht), ein faires Taschengeld, bei dem man nicht auf freie Kost und Logis der Eltern oder Co. angewiesen ist. Freiwilligendienstleistende engagieren sich nicht wegen des Geldes, aber es braucht Geld, um sich überhaupt engagieren zu können.
  • Freiwilligendienste müssen besser beworben werden, um Menschen aller Bildungsabschlüsse und Altersgruppen zu gewinnen.

Auf diesem Wege möchten wir nochmal den vielen Jugendwerker*innen danken, die in der Vorbereitung zu dem Gespräch ihre Gedanken, Argumente und Forderungen mit uns geteilt haben. Das war ein großer Gewinn, und es hat richtig Freude bereitet zu sehen, wie umfangreich die Sammlung geworden ist.

Die Pflichtdienstdebatte wird uns noch eine Weile begleiten. Bundespräsident Steinmeier spricht sich weiter für die Idee des Pflichtdienstes aus und die Positionierungen erster Parteien zeigen, dass es voraussichtlich Thema des Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2025 werden wird. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass die Dienstpflicht-Idee spätestens an unserem Grundgesetz scheitern wird (Stichwort Arbeitspflicht). Wir hoffen jedoch mehr, dass wir die Debatte bereits vorher beenden können und stattdessen echte Verbesserungen in den Freiwilligendiensten und mehr Anerkennung des bestehenden ehrenamtlichen Engagements erreichen.

Wir bleiben laut!

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